Schulvorbereitung

Für uns ist jedes Kind ein Vor(der) Schul(e)Kind. Einige sind mit Kinderkrippe und Kindergarten bis zu sechs Jahren bei uns in der Villa. In dieser Zeit können die Kinder Erfahrungen sammeln, die für ihr Leben und für die Schule wichtig sind. Viele Entwicklungsfortschritte bauen auf bereits Erlebten, Erfassten, Gelernten, Gefühlten auf. Wir bereiten unsere Kinder auf das Leben vor. Einen großen Teil in den kommenden Jahren nimmt dann die Schule für die Familien ein.

Wir sind der Meinung, wenn ein Kind sich in seiner Haut, in seiner Welt wohlfühlt, wenn es sich seiner Selbst bewusst ist, wenn es die Erfahrung gemacht hat, dass es Fragen stellen darf, wenn es sich selbst auf die Suche nach Antworten gemacht hat und dabei zu einem Ergebnis gekommen ist, dann ist das die beste Vorbereitung auf die Schule.

Da die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Sechsjährigen anders sind, als die der jüngeren Kinder, führen wir verschiedene Angebote in altersgetrennten Kleingruppen durch.

Bei uns gibt es keine Vorschulmappen oder vorgefertigte Arbeitsblätter, da wir der Meinung sind, dass schulisches Lernen in die Schule gehört und wir die Lerninhalte, wie z. B. Farben, Formen, Zahlen im alltäglichen spielerischen Umgang mit den Kindern erleben.

Folgende Kompetenzen, Fähigkeiten, zusammengefasst von Dr. Armin Krenz (Institut für Angewandte Psychologie und Pädagogik in Kiel) sehen wir als wichtige Grundlage an, damit die Kinder mit und in der neuen Lebenssituation „Schule“ zurechtkommen.

Emotionale Kompetenzen

Das Kind

  • hat Vertrauen in das eigene Tun
  • ist emotional eher ausgeglichen
  • steht neuen Anforderungen positiv gegenüber
  • kann Enttäuschungen gut verarbeiten
  • zeigt Anstrengungsbereitschaft

Dies erreichen wir durch Gespräche und Geschichten über Gefühle, Ängste und Probleme der Kinder, in denen sie sich wieder finden, sich angenommen fühlen und lernen selbst Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Die Kinder spüren sich und ihre Gefühle. Dabei begleiten wir sie und bestärken sie. So begreifen die Kinder sich und ihre Emotionalität als zusammengehörig und als wertvoll. Sie erleben, dass Gefühle gut und wichtig sind und dass es bestimmte Regeln gibt, z.B. kann ich die Wut in einen Wuteimer brüllen oder in ein Wutkissen boxen. Verboten ist es, ein anderes Kind, sich selbst oder einen Erwachsenen in der Wut zu verletzen (körperlich oder verbal).

Im täglichen Umgang geben wir den Kindern durch angemessenes Lob und konstruktiver Kritik Rückmeldung auf ihr Verhalten und regen sie durch gezielte Fragen zur Selbstreflexion an. Wir bieten den Kindern durch unseren partizipativen Erziehungsstil viele Möglichkeiten für selbstständiges Handeln und Experimentieren. Somit schaffen wir ein Umfeld, in dem sie sich und ihre Stärken ausprobieren und kennen lernen können.

Aufgrund unserer Kontakte nach außen, wie z. B. Turnen in der Lucas-Cranach Schule, Besuch in der Kirche, in der Hauswirtschaftsschule, in der Bäckerei, bei unseren Waldwochen usw. lernen die Kinder neue Umfelder kennen und stehen durch diese Erfahrungen neuen Herausforderungen mit Neugierde und Vorfreude gegenüber.

Soziale Kompetenzen

Das Kind

  • nimmt Kontakt zu anderen Menschen auf
  • kann sich in die Gruppe einfügen, vertreten und behaupten
  • bemüht sich um verbale Konfliktlösungen
  • kann sowohl eigene Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche wahrnehmen, als auch die der Anderen
  • ist kompromissbereit und kann sich an Abmachungen halten
  • kann mit anderen Kindern etwas planen und durchführen

Dies erreichen wir z. B. dadurch, dass wir den Kindern, in Ergänzung zur Familie, das Einleben in einer Gruppe mit 22 Kindern ermöglichen. Im Umgang mit den anderen Kindern üben sie immer wieder ihre Meinung zu vertreten und ihre eigenen Interessen zu behaupten.

Im Gegenzug dazu ist es aber auch ein wichtiger Lernprozess, die Meinung anderer zu respektieren und ggf. die eigenen Wünsche zurückzustellen.

In Kinderkonferenzen verbalisieren die Kinder bestehende Probleme in der Gruppe, suchen gemeinsam nach Lösungen, planen oder reflektieren Projekte, stellen  Regeln auf und besprechen sie.

Kognitive Kompetenzen

Das Kind

  • kann sich konzentrieren, hat Ausdauer
  • spricht aktiv und kann sich ausdrücken
  • kann Situationen, Inhalte, Informationen verständlich darstellen oder wiedergeben
  • kann Aufträge behalten und ausführen
  • besitzt Wahrnehmungs- und Beobachtungsfähigkeit
  • kann sich Gelerntes merken
  • hat Zahlen- und Mengenvorstellung
  • hat erstes Umwelt- und Erfahrungswissen und Symbolverständnis

Dies erreichen wir bei Dreijährigen z. B. in der Freispielzeit: wo die Kinder die Möglichkeit haben, sich mit ihren Lieblingsspielsachen ausdauernd zu beschäftigen. Diese Ausdauer lässt sich dann auf Angebote, wie z. B. Bilderbuchbetrachtung, Tischspiele usw. übertragen und im Laufe der Zeit ausweiten.

Durch gezielte Arbeit in Kleingruppen steigern wir sowohl die Lerninhalte als auch die Ausdauerspanne vom dreijährigen Kind bis hin zur Einschulung.

Mögliche Lerninhalte: Lernen eines Liedes, Fingerspieles, Gedichtes, konzentriertes Hören, Weitererzählen oder Wiedergeben von Geschichten und Bilderbüchern, Besprechung vom Datum, Jahreskreis, Jahreszeit, kreative Gestaltungsangebote, biblische Geschichten, Legen von Bodenbildern.

Um unsere Kinder gezielt auf den Erwerb der Schriftsprache vorzubereiten bauen wir Lauschspiele und Flüsterspiele, Reime, Sätze und Wörter – Einführungen der Begriffe, Silben, Anlaute, Laute (Phoneme) in der Gruppenalltag oder in der Kleingruppe ein.

Während der Freispielzeit nutzen wir die Möglichkeit mit einzelnen Kindern oder in Kleinstgruppen zu Dritt oder zu Viert besondere Lernspiele anzubieten. Dadurch fördern wir z. B. bei Logeo oder Differix

das Raumlage-Verständnis (diese Fähigkeit brauchen wir, um zu erkennen, auf welcher Seite beispielsweise der „Bauch“ beim „b“ oder beim „d“ ist), sowie das logische Denken und differenziertes Wahrnehmen, beim Puzzle-Duo die Mengenerfassung und das Kennen lernen der Zahlen bis 12, erste kleine Rechenaufgaben, beim Memory, sich merken, wo welche Karte liegt und dieses Wissen bei Bedarf abrufen können.

Motorische Kompetenzen

Das Kind

  • hat ein gutes Reaktionsvermögen
  • kann Bewegungsabläufe koordinieren
  • kann die Feinmotorik steuern
  • kann das eigene Bewegungsverhalten angemessen einer Situation anpassen
  • setzt grobmotorische Fähigkeiten bewusst ein
  • hat ein gesundes „Körperempfinden“

Die Förderung der Grobmotorik erreichen wir durch regelmäßiges Turnen im Turnraum oder in der Turnhalle der Lucas-Cranach Schule, Klettern, Rennen, Rutschen im Wald, Bewegen im Hof und im Garten z. B. mit verschiedenen Fahrzeugen usw.

Die Feinmotorik benutzt das Kind täglich, z. B. beim Legobauen, beim Auffädeln von Perlen, beim Malen, Schneiden, Kleben und Schreiben, beim Einfüllen von Getränken, beim Essen usw. Wir geben den Kindern den Freiraum in einem für sie gesicherten Rahmen sich und seine Fähigkeiten im eigenen Tempo zu erproben und zu differenzieren, .

Die Wahrnehmung seines eigenen Körpers schult und verfeinert das Kind täglich im Spiel, z. B. durch rutschen, kriechen und Höhlen bauen, fahren mit Fahrzeugen, beim Bewegen in der Turnhalle und durch angeleitete Übungen, wie z. B. Igelball-Massage, Partnermassage, „Abklopfen“ des eigenen Körpers, Benennen der einzelnen Körperteile, Stille-Übungen.